Doing Family

Familie im Wandel

Der Begriff Doing Family

Doing Family ist ein Ansatz aus der Familiensoziologie und wurde unter anderem geprägt von Dr. Karin Jurczyk vom Deutschen Jugendinstitut (Leiterin der Abteilung Familie und Familienpolitik). Der Kerngedanke ist, dass Familie nicht einfach gegeben ist, sondern immer wieder neu verhandelt werden muss. Dabei geht es um Fragen der Beziehungen, der Zugehörigkeit und der Identität der einzelnen Familienmitglieder:

  • Wer gehört zu uns?
  • Wie wollen wir leben?
  • Was ist uns wichtig?
  • Wer übernimmt welche Aufgaben?
  • Wie organisieren wir uns?

Im Fokus dieses Ansatzes stehen die gemeinsamen Aktivitäten und Gestaltungsleistungen der Familien. Von Interesse ist, ob und wie dies – auch unter schwierigen Umweltbedingungen und angesichts der zur Verfügung stehenden Hilfeleistungen – gelingt.

Der Begriff Familie

In den vergangenen Jahrzehnten entstanden neue biologische, soziale und rechtliche Formen von generationenübergreifenden Beziehungen bzw. Geschlechter- und Verwandtschaftsordnungen. Aktuell kommen weitere neue biologische Beziehungen (z.B. Leihelternschaft) und Reproduktionstechnologien (z.B. social egg freezing) hinzu. Um diesen Entwicklungen gerecht zu werden, wird der Begriff Familie folgendermassen definiert:

Familie ist eine besondere generationenübergreifende Gemeinschaft, in deren Zentrum eine emotionale, persönliche und verlässliche Bindung steht.

Diese Begriffsbestimmung basiert auf der Definition der Eidgenössischen Koordinationskommission für Familienfragen (EKFF). Im Gegensatz zur Definition der EKFF wird die gesellschaftliche Anerkennung von Familienformen im Projekt Doing Family nicht als Voraussetzung, sondern als Ziel gesehen. Es soll aufgezeigt werden, dass das Erleben von Zugehörigkeit und Verbundenheit nicht an eine bestimmte Familienform gebunden ist, sondern in verschieden gestalteten Familien erlebt werden kann.

Das Besondere an Familie ist, dass ...

  • sie sich selbst immer wieder neu "herstellt" und ihre Praxis mit den Familienmitgliedern immer wieder neu verhandelt werden muss.
  • ihre "Herstellung" mit Werten und Normen zu tun hat.
  • sie selbst definiert, wie sie sich versteht und gegenüber anderen Familien abgrenzt.
  • sie ihre eigenen Rituale hat und mit eigenen Regeln das Familienleben gestaltet.
  • ihre Praxis geprägt ist vom Alltagsgeschehen, vom Funktionieren und dem Bewältigen von Krisen.
  • sie die Schnittstelle zwischen Individuum und Gesellschaft und damit der primäre Ort für Sozialisation ist.